Iron Butt
Ich nehme es jetzt schon mal voraus, das war die härteste Etappe der Reise. Über 900 km Strecke. Damit haben wir uns die Iron Butt Medaille echt verdient.
Über die Fähre gibt es nicht viel zu berichten, ist ne andere Nummer als die, die wir in den Fjorden schon zu Hauf genommen haben, wesentlich größer und mit über 26 Knoten auch ungleich schneller. Die 130 km nach Dänemark hat sie in gut 3 Stunden geschafft.
Bis jetzt habe ich immer nach gut 330 km getankt, da in Deutschland das in etwa die maximale Reichweite ist, die ich mit einem Tank ohne Reserve komme. Diesmal habe ich es versucht auszureizen, weil ich nicht mehr in Norwegen tanken wollte und bin gut 400 km weit gekommen, liegt wohl an den Geschwindigkeitsbegrenzungen.
In Dänemark angekommen, ist der Sprit überhaupt nicht günstiger als in Norwegen. Ich hätte überhaupt nicht knausern müssen. So ein Mist. Egal, tanken ist Pflicht um weiter zu kommen.
Dänemark haben wir bin auf einen Stopp bei Burger King nicht weiter beachtet. Aber lustiger Weise haben wir unseren Berliner Kollegen vom Vortag genau hier auf dem Parkplatz wieder getroffen. Wir haben uns noch kurz ausgetauscht. Er wollte Richtung Schleswig und da übernachten, für uns schien die Reise direkt nach Hause machbar.
Die BMW Ingenieure müssen mein Eisen damals nach dem Anforderung Dänemark mit einer Tankfüllung von Nord nach Süd durchqueren zu können entwickelt haben. Passt genau, direkt nach der Grenze war der Tank wieder leer. Tanken für Euronen, welch eine Freude.
Pünktlich zum Feierabendverkehr waren wir auch am Elbtunnel. Der Spass darf ja nicht ohne uns los gehen, wäre ja langweilig. Im Stop and Go ging es über viele Kilometer langsam voran. Mein Moped fing das Stinken an, Stefans meldete: Viel heißer geht es nicht. Nach gut einer dreiviertel Stunde hatten wir es dann aber geschafft.
Nach dem Elbtunnel ein Kaffee und kurze Pause und es ging weiter. Bis nach Hannover ist es nur ne gute Stunde. Und von Hannover nach Bielefeld nur ~100 km. Von da sind es noch 30 km. Also los, Stalltrieb.
In Bad Nenndorf (Ja das ist da, wo die Bad Nenndorf Boys her kommen, Insider) musste ich Futter nachfüllen. Dummerweise hat mein Seitenständer das getan, was ihm bis jetzt nicht möglich war. Er hat sich langsam aber sicher in mein Hosenbein vorgearbeitet. Das ist erstmal kein Problem. Es sei denn man will absteigen. Es kam also so wie kommen musste. Ich wollte absteigen, ging aber nicht, das Moped kippte über dem was ich halten kann und dann lag ich gefangen zwischen Zapfsäule und Moped. Das Benzin in den Schwimmerkammern meiner Vergaser ergoss sich auf mein Bein und ihr Ahnt es, der Spiegel war hin. Nummer drei in einem Jahr. Nicht schlecht, das wird zur Routine.
Unbeachtet davon, dass ich roch wie eine Tankstelle, ging es dann halt ohne Spiegel nach Paderborn. Muss man sich halt umdrehen. Kenne ich ja schon von meinen älteren Mopeds.
Eine Sache fing aber das Nerven gehörig an. Ich hatte sporadisch Zündaussetzer. Seit ungefähr Hamburg. Es schient einen Zusammenhang mit den Fugen der Betonpisten zu geben. Unterwegs die Zündkerzenstecker bearbeitet, hat aber nur kurze Linderung gebracht, aber die Gewissheit, dass es sich um nichts ernstes handeln muss.
Das ganze liegt vermutlich daran, dass mein lieber Kollege aus Steinheim scheinbar mit recht vermutet, dass Peckelsheim näher an Lippe liegt als sein Heimatort. Ich hab nämlich neue Zündkabel gekauft, wollte die Kerzenstecker wiederverwenden, die sind aber an den alten Kabeln angespritzt und neue wollte ich absolut nicht kaufen. Die Hitze in Hamburg hat wahrscheinlich den Zündkabeln den letzten Rest gegeben. Egal bis 140 km/h ging es, danach hat sich Aufgrund der weniger leicht zu ionisierenden Zylinderfüllung der Funke einen anderen Weg gesucht.
130 km später waren wir dann zurück in Neuhaus. Stefan freute sich auf seine Familie und ich auf normales Klo Papier. In seinem Statusbericht unterwegs in Hamburg hat er als Überraschung für seine zwei Söhne ausgelassen, dass Papa morgen früh wieder da ist. Tolle Sache.
Fazit
Zwei gute Freunde, zwei Mopdes, über 8000 kmm Strecke, vier Wochen Zeit, fast drei Pfund Kaffee, mehrere Badewannen voll Sprit und drei Liter Öl. Ein gigantisches Abenteuer. Würde ich jeder Zeit wieder machen. Montag gehts aber wieder an de Schippe.
Aber braucht man wirklich eine GS um nachem Nordkap hin hinzu fahren?
Schaut man sich die Dichte der anwesenden GS an, geht es nur damit. Das ist aber ein gute Beispiel für verzerrte Wahrnehmung. Nur weil die da sind, braucht man die aber noch nicht. So wie wir gefahren sind, kann man da mit jedem Moped mit halbwegs anständigen Fahrwerk da rauf. Die Schotterpisten und so haben wir ausgelassen, obwohl ich ein bisschen mehr Bock dazu gehabt hätte. Bleibt man auf den Hauptwegen, genügt auch jedes Fahrschulmoped. Auf den kleineren Straßen ist ein gutes Fahrwerk nicht verkehrt, es ist oft sehr huppelig. Klar, die GS vor allem die neuen, trifft man an jeder Ecke. Aber auch die anderen verdächtigen wie Ténéré, Dominator, African Twin, Trans Alp, Tiger usw. Aber auch Supersportler Chopper und Tourer. Auch die mit modernen Mopeds verglichene bescheidene Leistung von 60 PS meiner GS waren niemals zu wenig, das hat sie mit ihrem gewaltigen Drehmoment aus dem Stand Wett gemacht.
Interessant fand ich, wie die Skandinavier auf mein Moped stehen. Die ist da kaum bekannt. Bosse und nicht wenig andere Skandinavier haben mich auf die schwarze Warze angesprochen . Einige wollten sie gar kaufen.
Was würde ich anders machen?
Eigentlich nichts, weniger Klamotten vielleicht.
Ich hab einen super Freund an meiner Seite gehabt, was will man mehr. Die Ausrüstung hat ihre Macken gehabt, aber was willste machen? Ich wollte ja dies und das aufbrauchen. Hat geklappt. Das nächste Mal würde ich vielleicht mehr Wert auf Widcampen legen.
Braucht man Geöndereifem?
Nein, braucht man nicht. Ich hab zwar wenige Gelegenheiten ausgelassen ein bisschen im Dreck zu kneten, aber brauchen tut man den nicht.
Wie ist das mit der Mitternachtssonne?
Wenig spektakulär. Biste wach is hell, pennste hasste die Augen zu. Ich denke die Polarnacht ist der Reißer.
Diese Etappe sind wir 934 km gefahren, haben dafür 14 Stunden gebraucht. Stefan hat 60 Liter getankt, ich 66 Liter.
