Preikestolen, die Wanderung
Der Preikestolen ist eins der Must Haves auf einer jeden Norwegen Reise. Entsprechend voll wird es dort sein orakelten wir und sind entsprechend früh aufgestanden, mit dem Ziel, den gemeinen Pöbel zu entgehen.
Beim Frühstück haben wir noch einen gebürtigen Mindener Biker aus Berlin kennen gelernt. Er war am Tag zuvor auf dem Stolen und hat uns noch mit wertvollen Tips versorgt. Er meinte aber auch, das wir uns nicht so sehr beeilen brauchen, die Busse würden erst am ca. 10 Uhr die Menschenmassen aus spucken, die es unbedingt zu vermeiden gilt.
Von unseren Zeltplatz ist es mit 4 km nicht weit nachem Stolen hin. An der Schranke vorbei, Mopeds parken nämlich mal wieder für umme, konnten wir uns direkt auf dem Weg machen.
Diesmal hatten wir vorgesorgt und uns gleich passend für eine kleine Wandereinlage gekleidet. Motorradkleidung ist nämlich nur für eins gut und das ist nicht sich darin zu bewegen. Widerlich. Es gibt einen empfohlenen Dresscode, den haben wir aber nicht ganz so ernst genommen aber trotzdem teilweise erfüllt. Was die gegen Jeanshosen haben, frage ich mich noch heute.
Es geht über eine Schotterpiste schnell zu treppenähnlichen Stufen und Wege, welche aus den umher liegenden Findlingen geschlagen wurden.
Der Aufstieg ist schon etwas fordernd, man kann mit recht behaupten, das der Aufstieg unsere größte sportliche Leistung in diesem Urlaub war. Ist aber gut zu schaffen. Man kann sich hier und da gut ausruhen und es gibt auch ebene Passagen z.B. über Stege in sumpfigen Gelände.
Die Angabe von zwei Stunden für den Aufstieg war in unserem Fall eher von konservativer Natur. Nach gut 1 1/4 Stunden waren wir oben angekommen und sind sofort von unsere Entscheidung, früh aufzubrechen absolut Überzeugt. Das Plateau ist gut 25 x 25 m² groß und es bildet sich schon jetz um kurz nach 9 eine Schlange vor der berühmten Spitze um Fotos für unbedeutende Dienste wie Instagram oder eben diesen Blog zu schießen.
Da haben wir uns eingereiht um uns gegenseitig abzulichten. Wir haben es mit Fotos aus der Entfernung auf die eigentliche Spitze versucht, aber die Lichtsituation und nicht zuletzt, dass ich nicht mit Stefans Handy umgehen kann, hat uns zu der Kante direkt daneben gebracht. Ist auch viel schöner wie ich finde.
Die Kante ist schon beeindruckend, 650 m geht es da senkrecht nach unten. Ich glaube ich hab meinen Meister gefunden. An diese Kante hab ich mich nicht weiter heran getraut und die anwesende Meute hat eh jede weitere Aktion implizit unterbuden.
Auf dem Weg hoch ist mir schon ein älter Herr aufgefallen. Oben angekommen ist er an alle in der Schlange stehenden vorbei, hat so getan als merke er nichts und hat Unruhe gestiftet. Anschließend hat er sich vorne hingestellt und dem ersten in der Schlange vor mir seinen Fotoapparat in die Hand gedrückt und zu verstehen gegeben, dass er gefälligst ein Foto von ihm zu machen habe. Er würde da ja eh gerade nur dumm herumstehen. Arschkrampe, herzlichen Glückwunsch, du hast es in den vermutlich weitreichensten Blog des modernen Internets geschafft! Keine Ahnung wo solche Menschen immer wieder her kommen.
Das Plateau füllte sich immer weiter und da sich die Gipfelstürmer den Weg mit denen teilen, die Talwärts wollen, unsere Begeisterung nach ließ, sowie wir das Pflichtprogramm erledigt war, sind wir wieder nach unten aufgebrochen. Gegen 11 Uhr unten angekommen fragten wir uns, ob wir nicht doch die Fähre um 16:30 Uhr am gleichen Tag geschafft hätten.
Auf dem Weg zum Zeltplatz am Tag zuvor ist uns ein Pfadfinder Camp aufgefallen. Scheinbar alle Pfadfinder aus dem Camp und offensichtlich noch mehr ihrer Kumpels, weil so groß war das Camp jetzt nicht, wurden diesen Morgen herbeibgeschafft und auf den Berg gescheucht. Das waren eine Menge. Der Strom riss einfach nicht ab. Abgesehen von dem Pfadfindern bot sich in etwa das gleiche Bild wie am Torghatten. Die absolute Härte war aber eine Dame mit ihren zwei Chihuahuas. Kommt kaum die flachste Stufe hoch, aber die beiden Kläffer aufem Arm. Passend dazu ein T-Shirt in diesem Stil. Schick.

Den Weg hinunter habe ich zu Stefan gemeint, dass es bestimmt lustig wäre, wenn man den hochkommenden Pilgern stecken würde, dass der Aufstieg noch schlimmer wird und oben dann eh alles überlaufen sein wird. Das war ja nicht gelogen. Ein heimlicher Zuhörer der offenbar, dem deutschen mächtig ist, hat herzlich gelacht und sich für meine Offenheit und Direktheit bedankt. Er meinte noch, das er es jetzt erst recht durchziehen will. Die geklebten Sohlen meiner Springerstiefel haben übrigens hervorragend gehalten.
Unterwegs wurde ich über einen längeren Zeitraum Zeuge über das, was sich heutige Jugendliche auf solch einen Ausflug Gedanken machen. Wie viele Kalorien ich hier hoch wohl verbrenne? Hast du dich heute morgen gewogen? Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung irgendwelche Enzym Geschichten, Diäten und Ernährungspläne. Ich hab noch nicht mal eine Ahnung wie groß ich bin. Wem es gefällt…
Schnell umgezogen ging es weiter Richtung Kristiansand, die Fähre geht ja am Donnerstag morgen um 8 Uhr, also wollen wir in der Nähe nächtigen, um morgens nicht so früh aufstehen zu müssen. Ist ja nicht unsere Kernkompetenz und schließlich haben wir ja Urlaub.
Norwegen scheint zu ahnen, dass wir das Land verlassen werden und die Landschaft gibt noch mal alles. Südnorwegen ist weniger Imposant, aber nicht minder schön, es ging recht zügig Richtung Kristiansand, wo wir uns einen Zeltplatz mit Strand ausgeguckt haben.
Die haben da echt Gottvertrauen. Nachdem wir unser Gesuch nach einer Bleibe für die Nacht angebracht haben, sprang die nette Platzwärterin umgehend in ihr Golfkart und brachte uns zu unserem Platz. Nach einer kurzen Einweisung mit wichtigen Infos wie wo der Boiler ist, verschwand sie wieder und wurde auch bis auf weiteres nicht wieder gesehen. Weder Stefan noch ich haben was von Bezahlung gehört. Kein Wort. Ich bin also später runter zur Rezeption, die Zeche prellen wollten wir nämlich nicht. Es hieß, wir sollten uns erstmal den Platz anschauen. Keine Ahnung wie sie das managen, die Wärterin war jedenfalls nicht zu gegen und der Knilch in der Hütte wusste von nichts. Egal, wir haben ein reines Gewissen und waren dann noch in der Nordsee schwimmen. Schön warm das Wasser…
Die Fähre um 16:30 Uhrhätten wir nur mit Ach und Krach erreicht und leider wird dies der vorletzte Beitrag zum Blog werden. Morgen geht es dann mit der Fähre wieder zurück nach Dänemark.
Diese Etappe sind wir 236 km gefahren, haben dafür 5 Stunden gebraucht. Stefan hat 0 Liter getankt, ich 0 Liter.




