Kiruna, Lappland
Byske Havsbad
Eins vorweg, trotz Eisenbahn und nah gelegener Aluminiumhütte und Zellulosewerk sowie der nah gelegenen Europastraße, es ist nämlich keine Autobahn wie sich heraus stellte, haben wir hervorragend geschlafen.
Bei Regen haben wir Morgens gepackt und klar gemacht. Stefan hat das Regenradar konsultiert und meinte, wenn wir jetzt losfahren, Fahren wir dem Regen hinterher. Alles klar, gewartet bis die Straßen soweit abgetrocknet waren, dass die Gischt nicht in jede Ritze kriecht. Es ging also los.
Unterwegs haben wir die Regenfront natürlich eingeholt, Regenklamotten hatten wir auch noch nicht an, der Plan sah ja auch anders aus. Also weiter durch idyllische Landschaften zum nächst größeren Kaff, um zu tanken.
Höge Kusten Brücke
Angekommen in sonstwo, durften wir unter einer bewirtschafteten Tanke die Böcke befüllen. Das das ein Segen war zeigt das nächste Foto. Da mein Eisen mittlerweile am Öl nuckelt, bin ich rein und hab geschaut was denn so alles an Schmiermitteln feil geboten wird. Viel zu teuer, so nicht Freunde. Nach dem Schauer ging es also weiter.
Regen über Regen
Unterwegs habe ich noch ein angebliches Highlight aufgetan, eine Klippe. Die wollte ich mir ansehen. Mit dem zu erwartenden Ergebnis, dass wir wieder mitten im Regen waren. Ich hatte aber mittlerweile meinen sexy Overall an, Stefan hatte sich eh von vornherein für sein Textil Outfit entschieden. Das ist wesentlich wasserabweisender als meine Jeans und Lederjacke.
Skulenberget
Egal, gut 100 km weiter ging es auf Mittag zu und der Hunger meldete sich zumindest bei mir. Als es sich mal wieder vor einem Kreisverkehr staute, gab ich Stefan zu verstehen, dass ich Bock auf einen fettigen Burger hab. Seine Antwort hab ich nicht verstanden. Wie sich später herausstellte hatte er keinen Bock, zumindest war ichauf dem Parkplatz, er aber nicht. Kommunikation…
Ich also rein in die Tanke um mein erneut erwecktes Interesse an korrekter Schmierung für meine GS zu erfüllen, musste ich feststellen, dass das Öl hier genau das gleiche kostet und die Auswahl dafür aber noch begrenzter ist. 230 SKR also gut 20€ für einen Liter 10W40. Das muss das weltbeste Öl sein bei dem Preis, dachte ich. Wie ich mich da geirrt habe, das kommt aber noch.
An der Kasse musste ich nur noch dir gute Wikinger Dame davon überzeugen, dass ich unbedingt noch einen kostenlosen Starbuksbecher brauche, bei dem Preis… Sie hatte Schwierigkeiten sich vorzustellen, dass ich den Becher zum Öl einfüllen brauche. Sie dachte wohl, ich will mich auf einen Kaffee einladen lassen. Hab es dann aber doch geschafft und sie wollte unbedingt zuschauen. Es hat aber mittlerweile wieder geregnet und Sie zog es vor in der Tanke zu bleiben. Welch ein Spektakel sie verpasst hat.
Ich selber habe mich in diese Situation gebracht, wollte ich doch kein extra Öl in einer Pulle mit Ausgießer mitnemen. Das Umfüllen war mir zu stressig. Jeder Fahrer einer Zwei Ventiler BMW weiß wie beschissen man mit neuem Öl da ran kommt. Ich besonders, ich hab Zwei davon. Ohne Trichter pladdert normalerweise immer die Häfte auf Vergaser und Auspuff. Es ist auch nur ganz wenig auf dem Boden gelandet, Ehrenwort. Ich habe aber den Eindruck, die Schweden scheren sich wenig um die Umwelt, wenn es um Fahrzeuge und was dazu gehört geht.
Den Regen im Nacken kamen wir endlich in Byske Havsbad an. Einem kleinen Hafenort mit wirlich gutem Zeltplatz. Hier sind wir eingekehrt. Abends haben wir noch viel zu teures Bier in der Bar getrunken und sind dann pennen gegangen.
Ach ja, das Motoröl. Beim aufbauen ist mir schon aufgefallen, dass alles, naja, irgendwie siffiger ist als sonst und nach Öl riecht. Na klar, die Ölflasche leidet an Inkontinenz und hat einen Teil ihres Inhalts in meiner Packtasche verteilt, musste ja sein. Kann ja keiner Ahnen, dass eine 20 € Ölflasche nach dem Öffnen nicht mehr dicht zu bekommen ist. Bis jetzt waren meine Ölflaschen und Kanister immer dicht. Da hat wohl jemand den Hals nicht voll gekriegt und sein Gewinn auf meine Kosten maximiert. Saubande!
Kiruna
Wir sind früh los gekommen. Vielleicht weil das Bier so teuer hier war, wer weis. Nach einem Bad im Bottnischen Meerbusen und anschließender Dusche ging es ans packen. Und siehe da, es ist nicht wenig Öl ausgelaufen, es hat sich nur feige vor mir versteckt. Das Seil, welches ich für Dinge wie Wäsche aufhängen mitgenommen hab, hatte nur alles aufgesaugt. Saugfähige Materialien können aber auch hervorragend Flüssigkeiten über einen längeren Zeitraum wieder abgeben. Vor allem wenn die Sonne auf der schwarzen Packtasche steht. Nun werde ich wohl mit einer gewissen Grundsiffigkeit leben müssen. Das Seil war übrigens meine Buddyleine. Da ich keinen guten Grund sah, die nächten 5000 km ein öliges Seil rumzufahren, nur um festzustellen, das ich beim nächsten Tauchgang einen Regenbogen auf dem Wasser zaubere, hab ich es gleich entsorgt.
Unser Etappenziel für heute ist Kiruna. Warum? Ich wollte schon immer da hin. Die nördlichste Großstadt von Europa oder war es nur Schweden? Liegt fast auf dem Weg. Außerdem gibt es dort die Möglichkeit sich die Eisenerz Mine Untertage anzuschauen. Die größte, modernste, mit den stärksten Loks usw. In diesem Zusammenhang mit dieser Mine scheinen die Schweden gerne Superlative zu verwenden.
Hier mal ein Eindruck wie es Unterwegs so aussieht. Das in de Mitte sind im Übrigen die gemeinen Seile in ihrere gemeinsten Natur. Wir haben auch schon humanere entdeckt.
E40 Richtig Norden
Unterwegs wollte ich unbedingt in Gammelstad anhalten um ein Foto vom Ortsschild zu machen. Schnell haben wir einen Bus mit deutschem Kennzeichen entdeckt. Sollten hier tatsächlich Touristen umhergekarrte werden, ist das ein sicheres Indiz, dass es was zu sehen gibt. Das es sich um eine Arbeitersiedlung aus der Jahrhundertwende handelt, haben wir beide nicht geahnt. Ein bisschen Sightseeing war angesagt. Wirklich nett und liebevoll eingerichtet die kleinen Häuschen.
Gammelstad
Das erledigt, ging es wieder auf die E4 Richtung Norden bis wir an eine Tanke kamen, wo es auf die E10 geht. Nach Kiruna sind es noch 200 km. Ein Pärchen Fahrradfahrer mit Sack und Pack wollte auch in die Richtung trampen, aber ich hab keine Ahnung wer die wohl mitnehmen werden wird. Bei uns wollten sie jedenfalls nicht mit, die beiden haben aber amüsiert geschaut.
Es ging also weiter, ein Katzensprung weiter ist dann auch der Polarkreis, den wir gebührend mit einer warmen Mahlzeit feiern wollten. Noch schnell in der nächsten Ortschaft Verpflegung gekaut und los ging es. Gut 30 km weiter war es dann so weit. Der Polarkreis. Zur Feier haben wir uns zwei Dosensuppen auf Gaskocher warm gemacht. Richtig gut!
Wir haben den Polarkreis überfahren
Und zur Feier gab es Suppe
Nun haben wir auch einen weiteren Mitreisenden. Es ist dieser Tritt mittleren Alters auf dem ich sitze. Als wir angekommen sind, haben wir beobachten können, wie ihre ursprünglichen Eigner ihn zurückgelassen haben. Ich wollte ihn nicht, aber unser nach wie vor unveränderte Sitzplatzsituation er hat ihn mir aufgedrängt. Nach einigem überlegen habe ich ihn dann geholt. Die ehemaligen Besitzer werden sein Fehlen eh erst bei dem nächsten Halt merken und dann sicher nicht zurück fahren. Also Platzprobe, passt. Randnotiz: Wir haben schon überlegt im Baumarkt Stühle zu kaufen.
Probeweiser darf er mitfahren dachte ich mir. Hinten drauf stört er nicht und überhaupt, er ist mir ja zugelaufen, seine ursprünglichen Eigner wollten ihn ja nicht mehr. Ich betrachte ihn eher als Dauerleihgabe. Falls jemand also einen blauen Tritt vermisst kann er sich gerne bei mir melden. Er wird auf jeden Fall unsere Sitzproblematik entschärften, so viel ist sicher.
Neuer Mitreisender
Gestärkt haben wir die letzten 200 km nach Kiruna am Stück hinter uns gebracht. Viel passiert ist nicht. Irgendwelche Polen haben das Gaspedal nicht gefunden und uns ausgebremst. Die zwei Franzosen die wir ab und an mal treffen waren auch wieder auf unserer Strecke. Aber wie die Fahren?! Schnell weg…
Kiruna selber ist, Stefan hat es als zweckmäßig ausgedrückt. Ein mal durch Kiruna gefahren, haben wir dann auch unsere Bleibe gefunden. Wir haben uns diesmal für eine Hütte interessiert. Umgerechnet 170 € pro Nacht haben uns aber wieder in unser Zelt getrieben.
Ganz schön kalt geworden hier. Nur noch 15 Grad und Mücken, ohje. Ein Feuer wird das richten. Noch vollkommen underdressed in das ortsansässige Restaurant zum speisen. Das ist mal richtig gut.
Lagerplatz in Kiruna
Zum Abend hin waren wir noch in den Supermarkt um die Ecke. Ein kochender Opel vor der Tür mit zu wenig Kühlwasser hat uns ins Gespräch mit einer Schwedin aus Kiruna gebracht. Sehr Interessant, sie erzählte davon, dass die ganze Stadt abgerissen und ein paar Kilometer versetzt wird um Platz für die Mine zu machen. Bis dahin genießen wir aber erstmal die Mitternachtssonne.
Geistersunde in Kiruna
Das war die Etappe nach Kiruna. Morgen wollen wir mal schauen, dass wir in das Bergwerk kommen. Wie es dann weiter geht, wissen wir noch nicht genau. Finnische Grenze, soviel ist sicher.
Diese beiden Etappen zusammen sind wir 892 km gefahren, haben dafür 15 Stunden gebraucht. Stefan hat 30 Liter getankt, ich 32 Liter.